Interessengemeinschaft
Zivilcourage-Landshut
   
         
   

Weiterführende Informationen und Alternativen

Gefahren der Freisetzung von Gen-Pflanzen

In der Landwirtschaft bedingt der Einsatz der Gentechnik in aller Regel die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in die Umwelt. Einmal freigesetzt, sind diese Organismen nicht mehr rückholbar. Freisetzungen lebender Organismen sind irreversibel.

"So etwas kann gar nicht passieren!"
AgrEvo behauptete 1995 im Freisetzungsantrag für LibertyLink-Raps: "Eine unkontrollierte Ausbreitung des Resistenzgens in Winterrapsbestände anderer Landwirte kann im Hinblick auf die gewährleisteten Isolierungsabstände so gut wie ausgeschlossen werden." 1997 ergaben Untersuchungen des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie auf eben diese Flächen allerdings Auskreuzungsraten von 28 Prozent in sechs Meter Entfernung und immerhin 0,8 Prozent in einer Entfernung von 200 Meter von der Freisetzungsfläche.
1998 berichtete die kanadische Zeitung Western Producer von ersten Auskreuzungen der manipu-lierten Gene zwischen Monsantos RoundupReady- und AgrEvos LibertyLink-Rapssorten. Die 1998 aufkeimenden Ausfallkörner auf der AgrEvo-Fläche konnten durch Roundup nicht mehr bekämpft werden. Es wird die Doppelresistenz vermutet!

Auch die Gentech-Unternehmen bestreiten nicht mehr, dass sich manipulierte Gene ("Transgene") durch Auskreuzungen verbreiten können. Dies geschieht beispielsweise, wenn der Pollen einer Gen-Maispflanze auf der Blüte eines konventionellen Mais landet. So können Transgene auch unerwünscht in Bestände des ökologischen Landbaus gelangen. Einige wichtige Kulturpflanzen wie Raps oder Zuckerrüben haben in Europa auch Kreuzungspartner unter Wildpflanzen. Gerade der Raps als Kreuz-blütler hat viel verwandte Nutz- und Wildpflanzen, beispielsweise Kohl, Ackersenf, Radieschen, Rübsen und Hederich. Versuche ergaben, dass eine Auskreuzung auch zwischen Arten möglich ist. So kann der Raps seine Gene auf Rübsen oder Hederich übertragen. Grundsätzlich sind selbst die Radieschen im eigenen Garten nicht vor dem Einkreuzen sicher.
Damit tun sich Problemfelder auf: So kann die eingekreuzte Eigenschaft ein direktes ökologisches Risiko darstellen, zum Beispiel wenn das Bt-Tonix die Zusammensetzung der Insektenpopulation verändert. Pflanzen können durch den Einfluss der neuen Gene auch biologisch "fitter" werden und so andere Pflanzen verdrängen. Dafür reicht in der Natur manchmal schon eine Änderung der Größe oder des Blühzeitpunktes.
(BUNDaktion: Keine Gentechnik auf kommunalen Flächen - Hintergrund, Juli 1999)

 

Die Alternative ist möglich

Die Beispiele machen eins deutlich: Die Gentechnik stellt einen weiteren Schritt in der Spirale der Industrialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft dar. Dabei müssen immer mehr kleine und mittlere bäuerliche Betriebe aufgeben, weil sie dem Druck des "immer mehr und immer billiger" nicht gewachsen sind. Nur die Großbetriebe profitieren davon, wie die weltweite Konzentrationswelle im Agrarsektor eindrucksvoll zeigt.
Doch es gibt eine Alternative: den ökologischen Landbau. Dort wird aktiv Nautrschutz betrieben und gleichzeitig qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugt. Der landwirtschaftliche Öko-Betrieb wird als System betrachtet, in dem weitgehend geschlossene Kreisläufe herschen. Die Bodenbearbeitung ist schonend, die Fruchtfolgen maßgeschneidert. Förderung des Bodenlebens und standortgerechte Sortenwahl sorgen dafür, dass Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten gar nicht erst zum Problem werden.
Die ökologischen Anbauverbände lehnen gentechnische Verfahren für ihre Landwirtschaft ab. Doch sie müssen in Zukunft immer mehr eine Belastung ihrer Produkte durch die Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen befürchten. "Keine Gentechnik auf kommunalen Flächen" ist gerade auch zum Schutz des ökologischen Landbaus dringend notwendig.
(BUNDaktion: Keine Gentechnik auf kommunalen Flächen - Hintergrund, Juli 1999)

 

Umsätze und Arbeitsplätze in Deutschland

In Deutschland gab es in den vergangenen drei Jahren eine rasante Aufholjagd, um vor allem mit öffentlichen Forschungs-, Kapital- und Risikofondsgeldern eine Biotechnologie-Landschaft nach US-amerikanischem Vorbild zu gestalten. Auslöser war der BioRegio-Wettbewerb des ehemaligen Forschungsministers Rüttgers. Inzwischen gibt es in Deutschland über 400 kleine und mittelständische Gentechnik-Unternehmen. Jährlich unterstützt das Bundesforschungsministerium die Gen-Forschung mit rund einer Milliarde Mark. Die Gesamtforschungsausgaben liegen bei 3,3 Milliarden Mark. Rund eine halbe Milliarde Mark steuern die Bundesländer und die Europäische Union bei.
Momentan ist die Wirtschaftskraft der deutschen Biotech-Industrie jedoch geringer als die eines mittelgroßen Maschinenbau-Unternehmens. Rund 11.000 Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen erwirtschaften einen Brutto-Umsatz von knapp zwei Milliarden Mark. Gleichzeitig weisen aber Aufwendungen für Forschung und Entwicklung von über 450 Millionen Mark und hohe Betriebsverluste auf (Schitag Ernest & Young, Erster Deutscher Biotechnologie Report ´98, 1998).

Ebenfalls gelten bisherige Schätzungen zu den Arbeitsmarktauswirkungen als zu optimistisch. Noch 1995 behauptete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): "Die Biotechnologie im Jahre 2000 wird in der Europäischen Union direkte Auswirkungen auf neun Prozent der Bruttowert-schöpfung und acht Prozent der Beschäftigten haben. Dies entspricht 450 Milliarden ECU Wertschöpfung und rund neun Millionen Arbeitsplätzen" (BMBF-Pressemitteilung vom 10.10.1995). Die aktuellen Zahlen in Europa mit 17.000 Beschäftigten beziffert (Jahresbericht über die Eurpäische Biotechnologie-Industrie von Ernst & Young, European Biotech 96, London 1996). Für Deutschland schätzte Prognos 1996 maximal 100.000 Arbeitsplätze für das Jahr 2000, davon die Hälfte im Bereich Zulieferer und Dienstleister. Diese Betrachtung ist jedoch keine Nettorechnung, da Verluste durch Rationalisierung und Substitution nicht untersucht wurden. Von einer Job-Maschine kann nicht die Rede sein. Selbst Prognos bezeichnet die Technologie "unter dem Strich als Arbeitsplatzvernichter" (VDI-Nachrichten vom 21.02.1997).
(BUNDaktion: Keine Gentechnik auf kommunalen Flächen - Hintergrund, Juli 1999)

   

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